Hamburg, 10.11.2016 | Presseinformation
Am 9.11.2016 hat die Hamburgische Bürgerschaft einen Antrag der SPD-Fraktion und der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen beschlossen, der die Einrichtung eines Dolmetscherfonds für die psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten und
psychisch kranken Flüchtlingen vorsieht. 200.000.- € sollen aus dem Integrationsfonds für die Umsetzung eines Konzepts zur Verfügung gestellt werden, das vom Verein SEGEMI Seelische Gesundheit • Migration und Flucht e. V. in Kooperation mit der Psychotherapeutenkammer Hamburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband erarbeitet wurde.
Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und Folter geflohen sind, haben ein
vielfach höheres Risiko, psychisch zu erkranken. Nach konservativen Annahmen ist
davon auszugehen, dass ca. 20% der erwachsenen geflüchteten Menschen eine behandlungsbedürftige psychische Störung, wie z.B. eine posttraumatische Belastungsstörung, Depression, Angststörung oder Somatisierungsstörung, entwickeln.
Dipl.-Psych. Heike Peper, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hamburg:
„Viele psychisch erkrankte Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, können eine notwendige psychotherapeutische Behandlung nicht in Anspruch nehmen,
da die Finanzierung von Dolmetscherleistungen entweder sehr kompliziert und unzureichend oder gar nicht möglich ist. Dies zieht oftmals eine Verschlechterung und
Chronifizierung der Symptomatik mit negativen Folgen und Einschränkungen für die
Lebensgestaltung und letztendlich hohen Folgekosten nach sich.“
Das Konzept des Dolmetscherpools sieht nicht nur die Finanzierung und Vermittlung
von Dolmetscherinnen und Dolmetschern für eine ambulante psychotherapeutische
Behandlung vor.
Dr. Mike Mösko, Vorsitzender des Vereins SEGEMI e.V.: „Eine wichtige Voraussetzung ist die Schulung der Dolmetscherinnen und Dolmetscher, um sie für die besonderen Erfordernisse der Sprach- und Kulturmittlung in einer Psychotherapie zu qualifizieren. Außerdem soll den Dolmetscherinnen und Dolmetschern eine Supervision angeboten werden, um ggfs. belastende Erfahrungen besser zu verarbeiten.“ Um psychisch kranken geflüchteten Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, z.B. einen Deutschkurs zu absolvieren, eine Ausbildung zu beginnen oder eine Arbeit aufzunehmen, benötigen sie eine angemessene Behandlung.
Joachim Speicher, Geschäftsführender Vorstand des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbands Hamburg: „Die Hamburgische Bürgerschaft setzt mit der Finanzierung des Dolmetscherpools für die psychotherapeutische Behandlung ein wichtiges Signal für die Integration geflüchteter Menschen. Dieses Modell ist bundesweit einmalig.“
Rückfragen und Interviewwünsche richten Sie bitte an:
Dr. Mike Mösko, SEGEMI Seelische Gesundheit • Migration und Flucht e.V.: info@segemi.org, Tel.: 040 636 924 99
Dipl. Psych. Heike Peper, Psychotherapeutenkammer Hamburg: peper@ptk-hamburg.de, Tel.: 040 226 226 067
Joachim Speicher, der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg: info@paritaet-hamburg.de, Tel.: 040 41 52 01 0
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